Musikstreaming: Big Business beginnt

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Wie das „Wall Street Journal“ heute berichtet (S. B3 oder hier), will der amerikanische Mobilfunkprovider Sprint ein Drittel der Anteile an Tidal übernehmen. Hinter Sprint steht der chinesische Telekommunikationskonzern Softbank mit einer Beteiligung von 78 %.

Man erinnert sich: der Rapper Jay-Z kaufte Tidal im März 2015 für 56 Mio. USD. Sprint legt heute 200 Mio. USD für ein Paket von 33 % auf den Tisch, das heißt, Jay-Z hat allein an diesem Investment über 1.000 % verdient. Umgerechnet auf die etwa 1 Mio. wirklich zahlenden Tidal-Abonnenten (um diese Zahl gibt es jede Menge Streit) bewertet Sprint jeden Abonnenten also mit ungefähr 660 USD. Dieser Preis dürfte Apple, das vor einigen Wochen ebenfalls mit Überlegungen zum Kauf von Tidal in Verbindung gebracht wurde, deutlich zu hoch gewesen sein.

Die Ratio für diesen Deal ist wie üblich aus jeder Menge Marketinggewäsch und Selbstbeweihräucherung in der Pressemitteilung herauszupuhlen. Jeder Sprint-Kunde soll danach Zugang zu „exklusivem Material“ bei Tidal erhalten (vermutlich nach wie vor Beyoncé und Co.), aber dafür auch separat bezahlen. Tidal verspricht sich davon offenbar eine Ausweitung seiner immer noch sehr bescheidenen Kundenbasis (Spotify hat über 40 Mio. Abonnenten, Apple Music über 20 Mio.) – Jay-Z hingegen und die anderen „artist-owners“ dürften sehr dankbar sein, den Hintern gerettet zu bekommen, den Tidal soll allein im Geschäftsjahr 2015 an die 28 Mio. USD Verlust (bei steigenden Umsätzen) geschrieben haben.

Sprint setzt – wie andere Provider – vermutlich auf das Ende der Netzneutralität und erwartet, Musikstreaming bevorzugt durchleiten zu dürfen und besser daran verdienen zu können, denn Kundenbindung dürfte als Motiv ausscheiden: mit einem Angebot wie dem von Tidal dürfte man kaum einen wechselwilligen Kunden zum Bleiben bewegen können.

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